Lernmentorin, Storyteller
& Gedächtnistrainerin

Lernmentorin,
Storyteller &
Gedächtnistrainerin

Franziska Henke

Ich bekam kein Wort heraus, denn von dem gesamten Wortschwall meiner neuen Vermieterin verstand ich nur eines, und zwar, in Lautschrift, kät. Und das verstand ich mit meinem bischen Englisch ganz genau. Es bedeutete Katze. Und das war – nicht gut.

Aber lass mich am Anfang dieser Geschichte beginnen. Noch während meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau hatte ich für mich beschlossen, nach meiner Ausbildung nach Großbritannien zu gehen. Tja, und wenn man es jedem auch noch laut erzählt, dann hat man Schlußendlich gar keine Möglichkeit mehr, einen Rückzieher zu machen.

Und so begann mein erster Arbeitstag in einem wunderschönen, voller Vergoldung blinkenden 5-Sterne Hotel in Croydon bei London. Ich war sprachlos, nicht nur wegen dieser puren Mondänität, sondern tatsächlich, weil mir schlicht und einfach der Mut, die Schlagfertigkeit und sicherlich auch die Vokabeln fehlten. Hier in der englischsprachigen Realität war meine Note 1 nahezu nichts mehr Wert.

Da stand sie nun vor mir. Aufgeweckt, agil und ihr Mund, der stand einfach nicht still. Sie stellte sich mir vor. Außer ihrem Namen Kate verstand ich nichts, aber das war egal, denn ich hatte sie in Null komma Nichts in mein Herz geschlossen. Mit ihrem Temperament signalisierte sie mir, dass ich ihr, in mein neues zu Hause, folgen sollte. Erschlagen vom ersten Arbeitstag, voller neuer Eindrücke und meinem schweren, übervollen Koffer in der Hand, zog ich hinter ihr her. Was wollte ich auch machen. Ihr Mund, er schien, keinen Ausschalter zu haben. Und dann geschah es, sie sagte, in Lautschrift, kät. Und das war nicht gut, denn als Katzenhaaralergikerin, war dies der Mitbewohner, den ich mir als letztes wünschen würde.

Und nun galt es, mich ihr verständlich zu machen. Ich faßte mir ein Herz, machte den Mund auf und redete, wie mir der Schnabel gewachsen war. Grammatik, die ultrakorrekte Betonung? Alles Nebensache. Kate verstand sofort, was ich von ihr wollte. Dieser Moment war es, der mich lehrte, einfach anzufangen. Nicht nur mit dem Englischsprechen.

Ich wunderte mich einmal mehr über mich selbst. Warum hatte ich denn eigentlich solche Hemmungen? War ich doch in einer echten Storytellerfamilie groß geworden. Mein Vati ist der Dienstälteste Stadtführer Bautzens und meine Mutti war die erste Stadtführerin, die im historischen Gewand Gäste „ver“führte. Unterdessen eint unsere Familie über 2 Generationen 95 Jahre Stadtführerfahrungen. Und, ihr Lieben, das ist keine Stadtführerschaft, einfach mal so mit trockenen Zahlen, Daten, Fakten, nein meine Eltern – und ich durfte das Amt ja von ihnen „erben“ führen nicht nur durch unsere über 1000-jähriges Bautzen, nein sie nehmen die Gäste mit auf eine Reise in das mittelalterliche Bautzen, in dem einst die Wagen der Handelsstraße Via Regia übers buckelige Pflaster rollten und die Stadt im Sechs-Städte-Bund der Oberlausitz reich wurde. 

Aber das ist eine andere Geschichte. Als Kind war ich in der glücklichen Lage, Gedichte z.B. nicht einfach auswendig zu lernen, sondern mit meiner Mama ein kleines theatralisches Stück einzuüben. Bewegungen wie auf der Bühne, bestimme Gesten, ja sogar Sprünge machten das Gedicht für mich lebendig – das Übertreiben zu Hause half mir, in der Schule das Gedicht fehlerfrei, voller Emotionen zitieren zu können.

Das war der Beginn meiner Leidenschaft des Stroytellings und, auch wenn ich es nicht wusste, meine ersten Gehversuche im Gedächtnistraining.

 

Meine Mutti war es auch, die mir das bildliche Erzählen quasi in die Wiege legte. Das fiel mir dann in „normalen Berufen“ manchmal auf die Füße. Ich erinnere mich gut an ein Gespräch mit einem Personaler, in einem Unternehmen, in welchem ich arbeitete. „Frau Henke, ihre Stärke ist ihr Schwäche“ so eröffnete er das Gespräch. Ich war schockiert und wusste vor Schreck gar nicht, was er meinte. Er erklärte mir, dass ich so schön erzählen kann – aber, für Menschen, die im technischen Betrieb keine Geschichten bräuchten, wäre dies zu viel. Nach dem Gespräch hatte ich noch lange daran zu knabbern, dass meine Leidenschaft angeblich meine Schwäche wäre. Vielleicht war es für dies Unternehmen eine Schwäche, für mich nicht –  und somit war mein Weg in die Selbstständigkeit vorgezeichnet. 

Und jetzt möchtest du wissen, was mich zum Gedächtnistrainer und Lernmentor machte?

Es waren diese Worte: „Frau Henke, wenn Sie ganz, ganz viel Glück haben, wird ihr Kind auf eine normale Schule gehen können, aber erwarten Sei nicht zu viel“

Was war passiert. Unser geliebtes Wunschkind kam im Februar 2007 zur Welt. Leopold. Die erste Woche mit ihm gemeinsam war wunderbar, atemberaubend und so intensiv. Es war mein Mann, der an Leopolds 7. Lebenstag merkte, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Eine liebe Freundin, sie hat selbst 4 Kinder, hat uns bestärkt ins Krankenhaus zu gehen, mit dem Ergebnis, dass Leopold nach Leipzig in die Herzklinik ausgeflogen wurde. Notoperation mit 12 tägigem Aufenthalt auf der Intensivstation. Ich ging wie durch Watte. Dann, endlich. Leopold würde gesund werden. Und die Diagnose des Arztes. „Frau Henke, wenn Sie ganz, ganz viel Glück haben …

Ich schluckte. Und beschloss, dass der Satz hinter – viel Glück – für mich zu Ende war. Den Rest des Satzes konnte ich nicht akzeptieren. Ich begann mich damit zu beschäftigen, wie unser Gehirn funktioniert, denn, dass mein Leopold darunter leiden sollte, dass er als kleines Kind so krank war, sah ich einfach nicht ein. Heute ist Leopold übrigens ein ganz normales Schulkind – seit der ersten Klasse ist er das. Manchmal frech, oft fröhlich, gelegentlich faul – ein ganz normalter Teenager eben.

Er hat mich gelehrt, niemals aufzugeben und die Wunder unseres Gehirns so zu nutzen, dass wir alles lernen können. Inzwischen begleite ich als Lernmentorin Kinder und Erwachsene auf meine ganz eigene Art dabei zu lernen, ihr Gedächtnis optimal zu nutzen und die besten Geschichten zu erzählen. Natürlich habe ich das auch richtig gelernt: Ich darf mich seit dem 30.08.2016 ganzheitliche Gedächtnistrainerin nennen.

„Lernen und Geschichten
erzählen gehen Hand
in Hand“

Franziska Henke

Bis dahin war der Weg aber nicht immer eben. Nach meinem Gespräch mit dem Personaler, schmolz meine Motivation wie Eis in der Sonne dahin. Schulssendlich hat dann diese Firma mich für den Arbeitsmarkt freigegeben. Ich war plötzlich arbeitslos und viel in ein tiefes, dunkles Loch.

Eines Tages besuchte ich eine liebe Freundin, Manuela. Aber an diesem Tag war sie alles andere als Lieb. Sie zerrte mich vor ihren größten Spiegel, einen Ganzkörperspiegel. Vor diesem riesigen Spiegel stehend, drehte ich mich immer wieder weg, ich wollte dort einfach nicht hineinsehen. Doch so oft ich mich wegdrehte, drehte Manuela mich immer wieder zurück und schrie fast: „Franziska, schau dich an!“ Sich zu wehren brachte nichts, ich machte die Augen ganz langsam auf. Ich sah eine Frau, gekleidet in einer weiten Lotterhose und einen wolligen, alten Rollkragenpullover. Der Rollkragen war so lang, dass er über meine Nase reichte. Die Ärmel waren sogar noch länger, denn sie verbargen meine Hände. In den Augen Hoffnungslosigkeit. Ich war ganz unten. Ich hatte mich in die Hängematte des Selbstmitleides gelegt und war da, eingehüllt in meinem Kokon, liegen geblieben. Über Monate. Dieser Blick in den Spiegel, vor dem ich mich so gefürchtet hatte, änderte alles. „So kann es nicht weiter gehen!“

Ich schwor mir, dass ich nie wieder in so eine Lethargie verfiele und stattdessen meine Fähigkeiten nutzen würde, um Menschen dabei zu unterstüzten, ihr Leben und Lernen selbst in die Hand zu nehmen. Deshalb bin ich hier auf dieser Welt. Meine Leidenschaft wurde zu meiner Mission.